Ich, Jürgen Bernd Wolfgang Schuschke, bin im Monat Mai des Jahres 1949 im Stadtbezirk Prenzlauer Berg des damaligen sowjetischen Sektors von Groß-Berlin noch vor der Gründung der BRD und der darauf nachfolgenden DDR geboren.
In meinem bürgerlichen Elternhaus genoss ich eine humanistische und kosmopolitische Bildung und Erziehung.
In den vergangenen Jahren haben mir immer wieder Leute, mit denen ich zusammenkam und mich über Jim Morrison und die Doors unterhielt, den Vorschlag unterbreitet, ein Buch über Jim Morrison zu schreiben.
Ich habe selbstverständlich abgelehnt, weil mir dazu die Begabung und das Talent fehlen.
Ich bin kein Schriftsteller und erst recht kein Poet.
Meine Begabung besteht wahrscheinlich darin, Menschen von meinen Träumen und Ideen zu überzeugen und sie zu gewinnen, diese gemeinsam mit mir zu realisieren.
Weiterhin bin ich der Meinung, dass schon alles über den Menschen, der in der Lage war, dem Lebensgefühl einer ganzen Generation, meiner Generation, eine Gestalt zu geben, geschrieben wurde.
Viele haben über Jim Morrison geschrieben; einige um der nachfolgenden Generation ein Bild zu vermitteln, wie die Zeit gewesen ist, als alles begann. Andere haben ein Buch geschrieben, weil sie dem Kommerz unterlagen und den Namen Jim Morrison nur dazu benutzten, um Geld zu verdienen.
Letztere verachte ich!
Wer eine kurze und ohne Emotionen gefärbte Biografie über Jim Morrison lesen möchte, der schaue einfach in der Enzyklopädie „Wikipedia“ im Internet nach und klicke den Artikel über Jim Morrison an.
Ich bin Stolz darauf, dass ich dazu beitragen durfte, dass der Artikel als „exzellenter Artikel“ ausgezeichnet wurde und "Artikel des Tages" am 3. Juli 2011 anlässlich des 40.Todestages Jim Morrisons war.
Als ich mich vor Wochen mit einem guten Freund unterhielt, Gernot Freudenberger, der für mich diese Webseite gestaltet hat, schlug er mir vor, auf dieser Seite ein Tagebuch zu führen und meine Gedanken nieder zu schreiben. Ich habe mich aber für eine andere Variante entschieden.
Ich schreibe eine einfache Geschichte; wie alles begann, wie ich Freunde kennen lernte, die mir ermöglichten meine Träume zu leben.
Nach einem erfolgreichen Konzert meiner Band „The Bootleg Doors“ aus Amsterdam am 3. Juli 2004 in Paris im „House of live“ habe ich mich für einige Zeit aus der aktiven Doors-Szene zurück gezogen. Viele haben es nicht verstanden.
Ich habe seit dieser Zeit einige Jahre unter der heimtückischen Krankheit gelitten, die den Torwart der Fussballnationalmannschaft Robert Enke gezwungen hatte aus dem Leben zu scheiden. Es war von allem etwas ein wenig zu viel. Für eine Woche stand diese Krankheit im Interesse der Medien. Jetzt herrscht aber darüber wieder ein Tabu, obwohl viele Millionen Menschen in Deutschland darunter leiden.
Einen besonders herzlicher Dank gilt meiner lieben Frau Dorothea und meiner Tochter Anja, ohne die ich es nicht geschafft hätte, u.a. auch heute diese Zeilen schreiben zu können.
"Jetzt bin ich wieder gekommen in das Land der Aufrechten
& der Starken & der Weisen
Brüder und Schwestern des bleichen Waldes; oh Kinder der Nacht,
wer von Euch macht mit bei der Jagd?
Nun erscheint die Nacht mit ihrer purpurnen Legion
Zieht Euch zurück in Eure Zelte & Eure Träume
Morgen betreten wir die Stadt meiner Geburt
Ich möchte bereit sein"
Es war im Mai 1991 in Frankfurt a. Main. Ich hatte gerade vor kurzem ein Studium für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Hessischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie begonnen.
Da ich niemand in der Stadt kannte, schlenderte ich abends ohne Ziel durch die Straßen, um mir die Stadt anzusehen.
Ich war zum ersten Mal in Frankfurt. Es muss in der Berger Straße gewesen sein, als mir auffiel, dass über dem Eingang eines Kinos in großer Schrift „The Doors“ stand. Ich erkundigte mich am Schalter, was das für ein Film wäre und erhielt zur Antwort:
„Kennen sie „The Doors“ nicht!“
Ich erinnerte mich. Da gab es doch in meiner Jugend Ende der 60er eine Band aus den USA mit diesem Namen, die wohl ein einziges Mal in Deutschland aufgetreten ist.
Mein Interesse war geweckt.
Ich ging in das Kino und sah mir diesen Film an.
Es war ein faszinierender Film. In dem Film ging es nicht nur um die Geschichte einer Band oder um das Leben ihres Sängers Jim Morrison, der mir noch im tiefen Unterbewusstsein in Erinnerung war.
Der Film behandelte den Mythos, der den Sänger umgibt.
Er ist zugleich Rock´n´Roll und Poesie; Nietzsche und Brecht;
William Blake und Arthur Rimbaud.
Nach dem Ende des Films gingen die Zuschauer nicht sofort nach Hause. Sie blieben einfach noch eine Weile sitzen.
Bei mir löste der Film Emotionen und Erinnerungen an meine Jugend aus.
Da waren sie wieder, die wilden 60er Jahre.
Die Sehnsucht nach Freiheit, der Aufbruch in eine andere Welt, die Welt unserer Träume.
„Sex, Drugs und Rock´n´Roll“ wurden in Gedanken wieder lebendig.
Was war das doch für eine Zeit.
Ich ging gerade aufs Gymnasium und hatte sehr viel Zeit im
„Summer of Love“ 1967.
Die Abiturprüfungen waren bereits im Mai erfolgreich bestanden und das Studium in Ilmenau an der Technischen Hochschule begann erst Mitte September.
Am Tage trainierte ich als Leistungssportler, denn ich wollte an den Olympischen Spielen 1972 in München am 800 m Lauf teilnehmen. Abends trafen wir uns immer irgendwo, um Musik zu hören, um Partys zu feiern und um einfach zu leben, Spaß am Leben zu haben.
Wir wollten nicht mehr so leben wie unsere Eltern.
Wir ließen uns die Haare lang wachsen und nahmen jede Gelegenheit zum Anlass, um unsere Lebensauffassung zu demonstrieren.
Ich bin ehrlich, „The Doors“ gehörten nicht zu meinen Favoriten. Für mich waren „The Rolling Stones“ die Besten. Sie waren nicht so brav wie „The Beatles“. Mick Jagger stand nicht im Anzug auf der Bühne. Er machte eine richtige Show und Brian Jones brachte die Mädchen mit seinen blonden Haaren und seinen blauen Augen in Ekstase.
„Satisfaction“ war meine Hymne.
Am Wochenende besuchten wir Konzerte von Bands, die die Songs live spielten, die wir im Radio gehört hatten.
Es war egal, ob die Bands gut waren. Die Hauptsache war, wir konnten nach den bekannten Hits tanzen.
Wenn eine Band Spielverbot in Berlin bekam fuhren wir zum nächsten Auftritt in irgendeine Kleinstadt mit.
Es war eine Zeit, die ich nicht vermissen möchte. Ich kann sagen:
„Ich war dabei!“
Das Jahr 1968 erlebte ich in Ilmenau. Ich studierte Konstruktion und Technologie der Elektrotechnik.
Das Studium war eine schöne Zeit mit Verantwortung nur für mich selbst. Die meisten Vorlesungen wurden geschwänzt, die Klausuren und Prüfungen irgendwie bestanden.
Himmelfahrt in Ilmenau (Ich sitze in der Mitte auf dem Bierkasten)
Im Mittelpunkt stand der Leistungssport.
Trotz intensiven Trainings wurde ich aber nicht Olympiasieger.
Olympiasieger kann nur einer werden!
Die Bewegung der Studenten in Westdeutschland tangierte uns nur sehr wenig. Ich war eigentlich damals sehr unpolitisch. Mir war aber klar, dass der beschissene Krieg der Amis in Vietnam ungerecht war und sehr viel Leid über die Vietnamesen gebracht hatte.
Mit uns studierten „Vietkongs“, die gerade aus dem Krieg gekommen waren. Sie waren sehr zurückhaltend. Was sie aber sagten, überzeugte mich in meiner Meinung, dass Krieg das Schlimmste ist, was passieren kann. Jeder, der einen Krieg zu verantworten hat, ist ein Verbrecher.
Wenn man heute Filme sieht, die sich mit der damaligen Zeit beschäftigen, kann man im Hintergrund sehr oft die Musik der Band „The Doors“ hören.
Jim Morrison wurde oft als "Politiker der Erotik" bezeichnet, obwohl er selten zu politischen Ereignissen Stellung bezog.
Die Musik spielte weiterhin in meinem Leben eine große Bedeutung. Die Welt in Ilmenau war aber sehr klein und viele Bands gab es auch nicht in der Gegend. Ich hatte aber ein Motorrad. Mit dem war ich unabhängig von anderen Studenten und konnte auch allein wann es mir gefiel zu Konzerten fahren.
Die schöne Zeit ging auch einmal vorbei und hatte ein Ende. Ich machte mein Diplom und wurde Akademiker.
Im Frühjahr 1972 fing ich in einem Betrieb in der Bouchéstraße in Berlin-Treptow an zu arbeiten.
Für mich brach eine Welt zusammen. Morgens aufstehen, den ganzen Tag im Betrieb verbringen und nach der Arbeit total müde nach Hause kommen, das konnte es nicht sein. Deshalb nahm ich im Stadtbezirk Berlin Prenzlauer Berg, in dem ich geboren war, im Bereich der Jugendarbeit eine Tätigkeit auf. Somit konnte ich selbst Rock-Konzerte organisieren und an die Zeit vor dem Studium anknüpfen.
Die Zeit danach verging sehr schnell.
Ich habe 1974 meine liebe Dorothea geheiratet und wurde 1977 Vater einer Tochter, der wir den Namen Anja gaben und auf die ich bis heute sehr stolz bin. Mit Dorothea bin ich jetzt schon über 38 Jahre zusammen.
Ohne sie hätte ich nicht alle meine Träume realisieren können. Sie hat mich immer bei meinen Projekten unterstützt.
Bis 1991 habe ich gelernt Verantwortung zu übernehmen. Ein zweites Studium mit dem Hauptfach Philosophie von 1977 - 1978 hat mir geholfen viele Zusammenhänge in der Gesellschaft und der Welt zu verstehen und die Grundfrage der Philosophie, ob das Sein oder das Bewusstsein primär ist, für mich zu beantworten.
Ich hatte neben vielen anderen interessanten Aufgaben in meinem Leben auch das Glück, die Abteilung Eisschnelllauf des Berliner TSC zu leiten.
In meiner Abteilung trainierten Sportler, die Olympiasieger und Weltmeister waren. Ich bin nie Olympiasieger geworden, konnte jetzt aber dazu beitragen, dass Sportler meiner Abteilung es wurden.
1985 war das Jahr des Michael Gorbatschow, der Anfang von Glasnost und Perestroika. Das waren sehr interessante Themen. Deshalb ließ ich mich überreden im Stadtbezirk Berlin-Prenzlauer Berg die Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft zu übernehmen.
Als Sekretär des Kreises war ich für 33.000 Mitglieder verantwortlich.
In dieser Zeit habe ich gelernt Verantwortung zu übernehmen, Menschen von meinen Ideen zu überzeugen und sie zu begeistern, damit sie mithelfen diese Ideen zu realisieren.
Es gibt nichts Schöneres auf der Welt, als mit Menschen zusammenzuarbeiten, die die gleichen Interessen und Lebenseinstellungen haben.
Die Musik war leider in der Zeit, nachdem ich erwachsen wurde, in den Hintergrund getreten.
Und jetzt, an diesem Abend im Mai 1991 in Frankfurt war alles wieder da.
Ich verspürte das Lebensgefühl aus meiner Jugend, das ich lange nicht mehr empfunden hatte. Der Film „The Doors“ hatte erreicht, dass ich unbedingt wissen wollte, wer dieser
Jim Morrison
wirklich war.
Als ich nach einiger Zeit wieder in Berlin war, ging ich sofort in den nächsten Plattenladen und verlangte eine CD von den Doors. Meinen alten Plattenspieler hatte ich bereits schon entsorgt. Nach langem Suchen erhielt ich die CD "The Best of the Doors" aus dem Jahr 1987. Voller Ungeduld und mit einem Gefühl der Neugierde legte ich, als ich zu Hause war, die CD auf. Ich hörte sie mir mehrmals an. Da war der Song "Light my Fire", an dessen Ende Jim Morrison "Come on, baby, light my fire" mehrmals brüllt. Meine Englischkenntnisse reichten nicht aus, um den Text herauszuhören. Wie soll ein Baby ein Feuer erleuchten? Und diese Orgel! Wie diese Orgel in einen Beatsong eingesetzt wurde war einmalig. Andere Bands haben auch Orgel und Klavier in ihren Stücken eingesetzt, aber hier - bei diesem FIRE-Song, da war die Orgel dominant und übertönte fast den Sänger. Das war anders als bei den "Rolling Stones".
Ein weiterer Song, der über zwölf Minuten dauert, faszinierte mich und regte zum Nachdenken an. Es war "The End"! Ein Mörder geht durch den Flur, tötet seinen Vater und "fickt" seine Mutter. Das gab es noch nie bei einem Song, den ich gehört hatte. Später habe ich gelesen, dass dieses monumentale Werk der Rockgeschichte immer wieder neu interpretiert wird. Jim hat die zeitgenössische Lyrik mit einer Adaption der griechischen Tragödie verbunden. Jim war durch Nietzsche auf die Ödipus-Sage aufmerksam geworden und der Vater-Mutter-Sohn Konflikt faszinierte ihn. Er haßte seine Eltern, den übermächtigen General mit der Zwangsvorstellung, daß Jim eine Militärkariere machen sollte, und die überprotektive Mutter, die ihren Sohn vergötterte.
Vielleicht war "The End" aber auch nur für ein Mädchen gedacht gewesen, ein einfaches Abschiedslied oder ein Abschiedslied an die Kindheit.
Auf jeden Fall ist der Song bis heute noch für mich ein Meisterwerk, das ich von Zeit zu Zeit, je nach Stimmung, immer wieder höre.
Ein weiterer Song "Soul Kitchen" sollte für mein weiteres Leben eine große Bedeutung bekommen.
Ich mußte bald wieder nach Frankfurt zum Klausurschreiben. Die Vorlesungen fanden auf einem Gelände der Bundeswehr in der Grünauer Straße in Berlin statt und zu den Prüfungen mußte ich zur Hessischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie nach Frankfurt.
Der Hörsaal in der Grünauer Straße war im Verhältnis zu den Hörsälen, die ich vom Studium in Ilmenau kannte, luxuriös ausgestattet.
Es gab keine harten Klappstühle und enge Bankreihen, sondern Sessel und große Tische, auf denen man viel Platz zum Mitschreiben hatte.
Es war der Hörsaal der ehemaligen NVA, in dem hörere Offiziere ausgebildet wurden.
Die erste Vorlesung in Volkswirtschaftslehre erstaunte mich. Der Professor betonte, daß es nur zwei bedeutende Theoretiker der Ökonomie gibt. Einer von ihnen ist in Trier gebohren und heißt Karl Heinrich Marx. Alles was er in seinem "Kapital" über das Wesen des Kapitalismus geschrieben hat, ist heute noch von Bedeutung. Bestätigt wurde diese Aussage erst vor kurzem, denn während der Finanz- und Wirtschaftskrise vor einem Jahr war sein Werk ein "Renner" und teilweise ausverkauft.
Die zweite Aussage bestätigte auch in erstaunlicher Weise, was man mir früher versucht hatte beizubringen.
"Ein Unternehmer ist ein Idiot, wenn er kein Gewinnmaximierer ist". Der Profit des Unternehmers und nicht die Bedürfnisbefriedigung der Menschen ist die Triebkraft des Kapitalismus.
Die Lohnkosten sind der Hauptbestandteil der variablen Kosten. Das Ziel besteht darin, diese Kosten immer zu minimieren. Das heißt in Klartext: Leute werden entlassen oder die Löhne werden gesenkt. Einstellen kann man dann, wenn die Konjunktur wieder anspringt, neue Arbeitskräfte, die weniger kosten.
Das alles hatte ich irgendwie schon einmal gehört.
Ich mußte viel zwischen Berlin und Frankfurt pendeln. Ich fuhr immer mit dem Auto. Das Radio in meinem Auto hatte noch keinen CD-Player, deshalb nahm ich meine CD auf Kassette auf und konnte "The Best of the Doors" während der Fahrt immer hören.
Der Alabama-Song war ebenfalls ein Ohrwurm. Die Musik kannte ich aus der Brecht-Oper "Der aufhaltsame Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny"! Brecht hatte diese Werk Ende der 20er Jahre geschrieben und die Uraufführung erfolgte am 9. März 1930 in Leipzig.
Jim verzichtet in der von ihm gesungenen Fassung auf die dritte Strophe und weicht auch gering vom Brecht´schen Original ab.
Eine Brecht-Oper mit der Musik von Weil, so etwas gab es noch nie in der Rock-Musik.
Die Prüfung im Fach "Höhere Mathematik" wurde im Juni bestanden und es gab einige Tage Ferien.
Ich fuhr mit Dorothea nach Inzell in Oberbayern.
Wir waren dort bereits schon im Juli 1990 gewesen und hatten dort eine kleine Pension kennen gelernt, in der wir gerne übernachten, wenn wir in den Alpen sind.
Ich war damals als Schatzmeister des Deutschen Eisschnellaufverbandes der DDR einer der vier Vertreter, die Anfang Juli 1990 die Verhandlungen mit der DESG der BRD in München führten. Im Anschluß fuhr ich damals mit Dorothea nach Inzell. Inzell ist Olympiastützpunkt und auf der Eisschnellaufbahn finden Weltmeisterschaften und Welcups statt.
Wir waren diese Jahr im Sommer wieder in Inzell.
Gegenwärtig wird die Eisschnellaufbahn für die Einzelstreckenweltmeisterschaft 2011 überdacht.
Unsere Pension in Inzell
Das Studium beanspruchte sehr viel Zeit. Der Studienplan beinhaltete die Fachgebiete Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften
und Elektronische Datenverarbeitung. Die Beschäftigung mit solchen Themen u.a. wie Marketing, Beschaffung und Produktion, Finanzierung, Investition,
Unternehmensführung und Entscheidung (Management), Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Bürgerliches Recht, Handelsrecht und Steuerrecht sollte mir
später bei der Führung meines eigenen Unternehmens sehr nützlich sein.
Diese Ziel stand damals aber noch in weiten Sternen geschrieben.
Die Zeit verging sehr schnell.
In der wenigen Freizeit, die mir blieb, beschäftigte mich die Gruppe "The Doors" immer intensiver.
Ich weiß bis heute aber immer noch nicht genau, was an den Doors so faszinierend ist.
Vielleicht die Kombination von klassisch angehauchter Orgel mit den jazzigen Drums und der sirrenden Bluesgitarre? Vielleicht die dämonische Stimme
Morrisons? Vielleicht die Denkanstöße, die er mit seinen poetischen Texten vermittelt, die ich aber erst verstehen konnte, als ich mir die englisch-
deutsche Ausgabe der Songtexte der Studio-LPs gekauft hatte?
Vielleicht ist es aber auch der Mythos, der nach Jim Morrisons Tod systematisch aufgebaut wurde.
Ich ging deshalb in Berlin in die Amerikanische Gedenk-Bibliothek und verlangte Literatur über die Doors.
Die deutsche Übersetzung von Jerry Hopkins und Daniel Sugermann "No One Here Gets Out Allive" erschien mir zu sehr als Roman geschrieben.
Ich entschied mich deshalb für "doors" von Rainer Moddemann, nachdem ich in diesem Buch geblättert hatte. In diesem Buch wird nicht nur die Geschichte der
Doors niedergeschrieben, sondern auch eine umfangreiche Information über die Inhalte der Songs und ihre Hintergründe gegeben, sowie Interviews mit Ray
Manzarek, Robby Krieger, John Densmore und Patricia Kennealy-Morrison, die Rainer selbst geführt hat, veröffentlicht. Außerdem hat Rainer aus einer
Vielzahl von Interviews von 1966-1971, die Jim Morrison gegeben hat, ein fiktives Interview zusammengestellt.
Weiterhin erhält man einen Überblick über alle Konzerte, die die Doors gegeben haben und wer die Songs geschrieben hat.
Das Buch ist auch sehr schön illustriert.
Ich lieh mir das Buch aus und fuhr mit dem Eindruck nach Hause, etwas mehr über die Doors zu erfahren.
"No One Here Gets Out Allive" kaufte ich mir einige Jahre später.
Es ist eigenartig, dass sich bis heute noch das Gerücht hält, Jim Morrison selbst habe LIGHT MY FIRE geschrieben. Dieser Song, den Morrison einmal als
„sein Baby“ betitelte und den er am 17.1.1970 im New Yorker Felt Forum ironischer Weise als „Nationalhymne“ ankündigte, stammt vielmehr aus der Feder von Robby Krieger. Morrison half ihm lediglich bei einer Textzeile und die Doors arbeiteten gemeinsam das Arrangement aus. Aufgrund einer Vereinbarung, die Jim Morrison vorgeschlagen hatte, sollten alle Tantiemen für die unter dem Namen „The Doors“ vertriebenen Songs zwischen den vier Mitgliedern der Gruppe gleichermaßen verteilt werden.
Folglich wurden für alle Kompositionen „The Doors“ als Autoren genannt, eine Praxis, die man nur bei der LP THE SOFTPARADE zugunsten individueller Credits aufgab.
Beim Lesen bzw. Studieren des Buches von Rainer Moddemann erfuhr ich nicht nur oberflächliche Informationen, die ich auch später in Veröffentlichungen anderer Autoren nachlesen konnte.
Rainer hat mit einer Leidenschaft und mit einem enormen Zeitaufwand als erster deutscher Autor ein umfangreiches Gesamtwerk über die Band „The Doors“ und deren Umfeld geschaffen.
Sein Werk ist ein „Muss“ für jeden ehrlichen interessierten Doors-Fan.
Ich erfuhr auch, dass Rainer der Gründer des damalig ersten und einzigen Doors Fan Clubs in Deutschland und der Herausgeber dessen „Quarterly Magazine“ ist.
Ich wollte unbedingt Mitglied dieses Clubs werden und deren Gründer, der Kontakt zu den drei noch lebenden Mitgliedern der Band und zu Patricia Kennealy-Morrison hat, persönlich kennen lernen.
Ich schrieb Rainer einen Brief und erhielt nach einiger Zeit die Mitgliedskarte des Clubs.
Damit konnte ich die „Quarterly Magazine“ bestellen.
Zu meinem Bedauern waren sie aber alle in englischer Sprache geschrieben, so dass ich auf Grund meiner fehlenden Kenntnisse nicht alles verstand, was ich lesen konnte. Ich hatte aber einen guten Freund, der mir, wenn er Zeit hatte, das übersetzte, was ich wissen wollte.
Neben meinem Studium beschäftigte ich mich immer mehr mit allem, was mit Jim Morrison und den Doors zu tun hatte.
Ich verschaffte mir einen Überblick über alle deutschsprachigen Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Die Zeit des Studiums verging sehr schnell. Geschuldet auch dadurch, dass ich ständig zwischen Berlin und Frankfurt pendelte.
Die Musik der Doors machte mir aber die Zeit der Fahrt mit dem Auto nicht zu langweilig.
Im Sommer 1993 habe ich das Studium erfolgreich abgeschlossen und durfte mich danach Diplom-Betriebswirt nennen.
Da sich die Gelegenheit ergab, anschließend ein Semester Informatik an der selben Einrichtung zu studieren, habe ich mich dazu entschlossen.
Ich wollte mir eigentlich nur die Kenntnisse erwerben, die notwendig sind, um mit einem Computer zu arbeiten.
Das Studium verlangte aber schon theoretische und praktische Vorkenntnisse, die ich nicht besaß.
Ich verstand deshalb sehr wenig und fand dann auch einen Weg, um nicht an der abschließenden Prüfung teilzunehmen.
Die schriftliche Prüfung hätte ich vielleicht noch geschafft. Bei der mündlichen Prüfung war ich mir aber sicher, dass ich durchfallen würde.
Das wollte ich mir nicht antun.
"O mächtiger Schöpfer des Seins
gewähre uns noch eine Stunde
unsere Kunst vorzuführen
& unsere Leben zu vollenden"
Jetzt hatte ich nun zwei Diplome und war ausgerüstet, um in der Wirtschaft eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Ich studierte die Stellenanzeigen und bewarb mich bei einigen Unternehmen.
„Logistik-Manager“ klang sehr viel versprechend.
Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen und erhielt sofort eine Probezeit für 14 Tage angeboten. Stolz, wie ich war, trat ich meinen ersten Arbeitstag an und durfte sogar einen LKW fahren. Das Unternehmen bestand aus mehreren „Blumengeschäften“, u.a. auf dem „Bahnhof Zoo“, auf dem „Ostbahnhof“ und auf dem Bahnhof „Lichtenberg“. Meine Aufgabe bestand darin, am frühen Morgen zum Großlager zu fahren, eine Vielzahl von Regalen auf Rädern, in denen sich schöne Blumen in Gefäßen befanden, aufzuladen und zu den Geschäften zu transportieren.
Ich musste die Regale aus dem LKW ausladen, diese über die Straßen bewegen und die Aufzüge benutzen, um an den eiligen und hektischen Passanten auf den Bahnhöfen vorbei in die Geschäfte zu gelangen. Weiterhin mußte ich dafür sorgen, dass immer eine gewisse Ordnung und Sauberkeit in den Geschäften herrschte.
Eigentlich hatte ich mir, obwohl ich Blumen liebe, unter „Logistik-Management“ etwas anderes vorgestellt.
Für diese Probezeit erhielt ich natürlich kein Gehalt.
Ich gab mir aber trotzdem Mühe, denn ich wusste aus Bekanntenkreisen, dass man in dieser Zeit mit einem Job nicht so wählerisch sein durfte.
Der Inhaber des Unternehmens war sehr freundlich zu mir, im Gegensatz zu den Verkäuferinnen, denn nach drei Tagen, seitdem ich da war, wurde eine von diesen Damen entlassen. Sie befand sich genauso wie ich in der Probezeit. Sie hatte auch selbstverständlich für diese Zeit kein Geld bekommen. Am nächsten Tag war wieder eine neue Dame da, die genauso wie ihre Vorgängerin versuchte, sehr freundlich zu den Kunden zu sein.
Die Arbeitszeit verging sehr schnell und ich hatte eigentlich wie früher Kontakt zu einer Vielzahl von Menschen, auch zu Obdachlosen, die vor dem "Bahnhof Zoo" noch am frühen Morgen auf ihren Pappen oder irgendwelchen Unterlagen lagen und schliefen.
Es gab aber auch andere Menschen, eilige Kunden in teuren Klamotten, denen es egal war, ob sie für einen Strauß Rosen 80,- DM oder mehr bezahlen mussten.
Ich wusste ja aus meinem Studium, dass es im Kapitalismus „Arm und Reich“ gibt. Ich hatte aber die Unterschiede noch nie so nebeneinander gesehen.
Nach Feierabend war ich dann sehr froh, dass ich auf der Fahrt nach Hause in meinem Autoradio eine mir vertraute Stimme hören konnte, die mich etwas aufmunterte.
Es war Jim Morrison, der gerade „People Are Strange“ sang.
Das passte so richtig zu meiner Stimmung.
„Die Leute sind seltsam, wenn Du ein Fremder bist
Straßen sind uneben, wenn es Dir schlecht geht
Wenn Du fremd bist, erinnert sich niemand an deine Namen“.
Jim Morrison muss bestimmt dieses Gefühl gekannt haben, das ich in dieser Zeit spürte, als er diese Zeilen schrieb.
Die 14 Tage Probezeit vergingen sehr schnell und ich habe viele unterschiedliche Blumensorten kennen gelernt und auch das Fahren mit einem LKW geübt.
Da ich eigentlich sportlich bin, fiel mir die körperliche Arbeit auch nicht sehr schwer.
Spaß machte die Arbeit aber eigentlich nicht so richtig und ich wusste auch nicht, wie ich mein Wissen, das ich in meinem Kopf angehäuft hatte, anwenden kann.
Ich hatte aber gar nicht viel Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn mein Chef erklärte mir nach den 14 Tagen Probezeit, dass ich mir zwar sehr viel Mühe gegeben habe, er aber meine Gehaltsvorstellungen nicht realisieren kann und ich außerdem für diese Aufgabe überqualifiziert wäre.
Das sah ich dann auch ein!
Ich erkannte, dass man auch auf dieser Art seine Lohnkosten reduzieren kann, wenn man Mitarbeiter auf Probe ohne Bezahlung arbeiten lässt. Es war eine gängige Methode dieses Unternehmers.
Ich hatte jetzt das erste Mal in meinem Leben sehr viel Zeit und wusste zum Anfang gar nicht so richtig, was ich damit anfangen sollte.
Ich ging also in den nächsten Buchladen und verlangte Literatur über die Doors bzw. Jim Morrison. Der Verkäufer musste mich leider enttäuschen, denn er konnte mir meinen Wunsch nicht erfüllen. Ich war etwas enttäuscht und fuhr wieder nach Hause.
Den nächsten Tag hatte ich in Kreuzberg in einer kleinen Bibliothek mehr Erfolg. Ich erwarb für 14,60 DM „Die Herren und die neuen Geschöpfe (the lords and the new creatures)“ von Jim Morrison, herausgegeben vom Karin Kramer Verlag Berlin.
Aus den Film „The Doors“ war mir in Erinnerung, dass Jim Morrison eigentlich nur Poet sein wollte und viel geschrieben hat, dass die meisten Fans gar nicht gelesen haben. Also nahm ich mir die Zeit, die ich jetzt hatte, und blätterte in dem kleinen Taschenbuch. Was ich da las unterschied sich von meiner herkömmlichen Vorstellung von Gedichten.
Jim Morrison hat seine Wahrnehmungen und Gedanken aufgeschrieben, er verwendet dabei viele Metapher, reiht auf den ersten Augenblick nicht zusammen hängende Sätze aneinander und gibt dem Leser viele Aufgaben auf, wenn sie verstehen wollen, was er wirklich meint.
Am Ende des kleinen Buches wird von einem der beiden Autoren, Werner Reimann, eine biographische Skizze von Jim Morrison versucht: „Jim Morrison – ein selbstbewusster Künstler mit der Seele eines Clowns“.
Ich las in kurzer Zeit alles, was in in dem kleinen Buch stand und erfuhr wieder etwas mehr über Jim Morrison, obwohl ich nicht alles verstand, was er geschrieben hat.
Ich verstand aber immer mehr, dass er eigentlich kein Rockstar, sondern ein Poet sein wollte, denn
er sagte einmal u.a.
„…ich singe, was andere nicht sagen. Ich lege keinen Wert auf die Melodie. Für mich zählt nur der Text. Ich bin ein Dichter. Ich möchte der Welt Dinge sagen, die wichtig sind.“
Vom Lesen allein kann der Mensch aber nicht leben. Deshalb musste ich mir Gedanken machen, wie und womit ich in der Gegenwart und Zukunft Geld verdienen kann, um den Lebensstandard aufrecht zu halten, den ich bzw. wir hatten.
Bertolt Brecht hat einmal sinngemäß gesagt: „Erst kommt das Fressen und dann die Moral bzw. die Kultur!“
Meine Dorothea hatte zwar eine feste Anstellung und wir wären auch nicht verhungert. Ich sprühte aber voller Energie und Wissen und hatte Pläne, die ich persönlich verwirklichen wollte.
Also nahm ich mir Zeitungen vor und las die Stellenanzeigen. Vieles, was dort angeboten wurde, erschien mir nicht sehr seriös zu sein. Ich hatte eine Erfahrung schon hinter mir und noch einmal wollte ich mir das Erlebte nicht antun.
Das schwedische Kaufhaus IKEA plante eine Eröffnung eines neuen Hauses in Walterdorf, einer Gemeinde unmittelbar am südlichen Rand Berlins. Von uns zu Hause ist der Ort ungefähr in einer halben Stunde mit dem Auto zu erreichen. Für Berlin ist das keine Entfernung, um zur Arbeitsstätte zu gelangen.
Meine schriftlich eingereichten Bewerbungsunterlagen müssen zumindest den Eindruck erweckt haben, dass ein Interesse entstand, mich zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Ich fuhr in einem Anzug, den ich mir vorher gekauft habe, und Binder zu dem Gespräch und wurde von einer sehr freundlichen Dame empfangen. Das Gespräch verlief in einer angenehmen Atmosphäre. Der Kaffee schmeckte gut und die Dame machte einen vornehmen Eindruck. Die Unternehmensphilosophie bei IKEA besteht u.a. auch darin, dass sich alle Mitarbeiter, ob Chef oder Untergebene, mit dem Vornamen ansprechen und die „Du-Form“ verwenden. Das soll den Eindruck hinterlassen, dass alle eine große Familie sind. Des Weiteren gibt es kaum Gehaltsunterschiede. Das wurde mir zumindest erklärt und das alles erschien nicht schlecht zu klingen und erinnerte mich eigentlich etwas an meine Vergangenheit. Das Ziel des Sozialismus klang so ähnlich.
Ich fuhr mit einem positiven Eindruck nach Hause und wartete auf die Dinge, die kommen werden. Es vergingen auch nur zwei Wochen und ich bekam einen großen Umschlag von IKEA auf dem Postweg zugeschickt. Ich hatte damals noch nicht die Erkenntnis, wenn der Umschlag groß ist, befinden sich dort wieder die eingereichten Bewerbungsunterlagen.
Das Antwortschreiben war sehr freundlich und korrekt. Ich hatte einen guten Eindruck hinterlassen, könne aber meiner Qualifikation gerecht nicht eingestellt werden, da die Stellen für die Führungskräfte schon besetzt seien. Ich hatte verstanden! Die Stellen für Führungskräfte werden mit Bewerbern aus den alten Bundesländern besetzt.
Es war bald Weihnachten und ich wollte die nächste Zeit vor den Feiertagen nicht mit unangenehmen Dingen verbringen. Also ließ ich die Sache, die Suche nach einer Beschäftigung, sein und machte mich auf den Weg, um ein Video zu kaufen, in dem „The Doors“ zu sehen sind. Das größere Interesse war aber zu sehen, wie Jim Morrison aussieht, wie er sich gibt und bewegt und was er sagt. Ich wollte den Menschen sehen, der eine ganze Generation fasziniert hat. Dieser Mensch, der musizierende Poet, dieser Minnesänger innerer Räume, dieser moderne Barde der psychedelischen Epoche hatte mich damals schon in den Bann gezogen.
Ich fuhr zum Hauptbahnhof, der wieder Ostbahnhof hieß, ging in das Kaufhaus der Kette Kaufhof in die oberste Etage in die Musikabteilung und fand wirklich ein Video über „The Doors“. Das Video mit dem Namen „The Doors in Europa“ ist 1989 herausgegeben worden und dokumentiert die Europaturnee der Doors im Jahr 1968.
Auf der Rückseite ist zu lesen:“With special thanks to Rainer Moddemann“. Das weckte mein Interesse noch verstärkter Rainer persönlich kennen zu lernen. Dem Mann, dem auf einem Video der Doors gedankt wurde, wollte ich unbedingt gegenüber sitzen und mich mit ihm unterhalten und ihm viele Fragen stellen, die mich bewegten.
Das Video beginnt sehr eigenartig. Man sieht einen „Hollywood-Oskar“ und ein Zimmer. Ein Fenster öffnet sich und ein Mann tritt herein. Der Blick des Zuschauers fällt auf einen Schreibtisch. Der Mann im Zimmer schiebt ein Bild an der Wand beiseite, öffnet einen Safe und entnimmt eine Juwelenkette. Danach drückt er auf eine „Hendring“-Taste eines Videorecorders. Man sieht die Juwelenkette, das Gesicht Jim Morrisons, und im Hintergrund hört man die Stimme Paul Kantners von der Band Jefferson Airplanes in gebrochenem Deutsch:
„Dies meine Damen und Herren ist ein Ausschnitt eines Films, den wir in Frankfurt gemacht haben, -Light My Fire – The Doors!“.
Das ist der Beginn des Videos, das Konzertmitschnitte in schwarz-weiß enthält.
Die Doors spielten am 14.9.1968 in der Frankfurter Kongresshalle „Light My Fire“. Das war das einzige Konzert , das sie in Deutschland gegeben haben.
Eine Bootleg-CD mit Aufnahmen dieses Konzerts ( 7 Songs und 1 Interview) erschien später unter dem Namen „the night on fire".
Der nächste Ausschnitt war mir aus dem Oliver Stones Film „The Doors“ bekannt. Ein Flugzeug landet, die Doors kommen aus dem Flugzeug heraus und gehen die Gangway hinunter . In der Empfangshalle wird jeder von ihnen einzeln nach dem Namen und der Tätigkeit gefragt und Jim Morrison antwortet einfach nur
- „Jim“ -.
Dieses Mal war es aber nicht Val Kilmer, den ich sah, sondern wirklich Jim Morrison.
Ich sah ihn das erste Mal lebendig, nicht nur auf Bildern.
Er trug seine schwarzen Lederhosen, ein weißes Hemd ohne Kragen und seinen berühmten Gürtel.
Die Songs klangen aber anders, als die der Studioaufnahmen. Nicht so sauber und klar. Es sind eben Liveaufnahmen eines Konzerts und die ganze Atmosphäre des Konzerts ist zu spüren.
Jim schreit bei dem Song „Whe The Music`s Over“ bei der Zeile „Wir wollen die Welt – und wir wollen sie – jetzt“ das „Jetzt“ mit so einer Kraft, einem Gefühl und einer Forderung, dass man sich hereinversetzen kann, was für einen Eindruck diese Forderung auf die Jugend und auf das Establishment in dem damaligen Amerika hinterlassen hat.
Bei dem Vortrag „Texas Radio And The Big Beat“ sind herrliche Großaufnahmen von Jim zu sehen. Es ist zu verstehen, wenn einmal eine amerikanische Journalistin nach einem Besuch eines Konzert der Doors im Jahr 1968 schrieb:
“Es gibt kein zweites Gesicht wie dieses in der Welt. So schön und doch nicht einmal hübsch im gewöhnlichem Sinn. Ich glaube, es kommt davon, dass Du ihn anschauen kannst und siehst, er ist Gott.
Wenn er anbietet, für uns am Kreuz zu sterben, ist das o.k., denn er ist Christus, er ist alles, was jemals war und jemals sein kann und er weiß es. Er möchte bloß, dass wir wissen, dass wir es auch sind.
Deshalb lieben wir ihn. Seine Seele ist schon lange hier zugange. Sie hat Dinge gesehen, auf die er nur anspielt, doch ich erinnere mich an Dinge von vor einer Million Jahren, wenn er singt. Er hat eine von den wirklich alten Seelen. Jim und seine Seele sind tief in das kollektive Unbewusste eingebunden und er ist großartig, weil er uns Erinnerungen gibt, an uns selbst oder an das, was immer wir in der Vergangenheit waren. Er schließt etwas auf in den Zellen. Das ist sehr wichtig.“
Jetzt wusste ich, was für mich so faszinierend an den Doors ist. Es ist Jim Morrison mit seiner Poesie und seiner Ausstrahlung.
Er spielt mit dem Publikum, den Journalisten und den Medien. Er hat sie alle in seiner Hand und sie verehren ihn als „Gott“.
Bei dem Solo von Ray Manzarek bei dem Song „Light My Fire“ verschwindet er unter der Bühne und ein weiblicher Fan durchbricht die Absperrung und folgt ihm.
Sie wären ihm alle gefolgt.
Ich vielleicht auch?
In dem Video ist weiterhin eine kurze Aufnahme der Doors mit dem Song „Hello I Love You“ auf dem Römer in Frankfurt zu sehen, die das ZDF für die Sendung „4-3-2-1 Hot & Sweet“ aufgenommen hat.
Am Schluss des Videos sehen wir noch Aufnahmen, wie sich Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore am Grab von Jim Morrison anlässlich seines zehnten Todestages auf dem Père Lachaise in Paris von Fans feiern lassen.
Im Hintergrund ist auch die Büste Jim Morrisons des Künstlers Mladen Mikulin, die auf dem Grab stand, zu sehen. Die Büste wurde von Fans Stück für Stück zerstört, weil sich diese ein Andenken mitnehmen wollten. Schließlich wurde sie danach vom Grab entfernt.
© des Fotos by P.Devaux 1981
Die Weihnachtsfeiertage gingen somit auch ohne Gang in die Kirche, den ich übrigens selten gemacht habe, schnell vorbei.
Von unseren Bekannten aus Thüringen erhielten wir eine Postkarte, in der sie mitteilten, dass sie sich selbständig gemacht haben. Sie waren vorher als Porzellanmaler in verschiedenen Porzellanmanufakturen tätig gewesen, u.a. auch in Meißen.
Beim Lesen dieser Weihnachtsgrüße kam mir die Idee, ihnen beim Vermarkten und Verkauf ihrer Produkte zu helfen. Ich beschloss sie kurzfristig zu besuchen. Anfang Januar 1994 stieg ich in den Zug und fuhr nach Altenfeld, einem kleinen Ort in Thüringen in der Nähe von Großbreitenbach.
Der Empfang war sehr herzlich und die Freude groß, weil wir uns eine Weile nicht gesehen hatten.
Es war herrliches Wetter und wir gingen hinter dem Haus den Berg hoch in den verschneiten Winterwald.
Die Sonne schien, die Luft war trocken und es herrschten Minusgrade. Ich fühlte mich fast wieder wie zu Hause, denn ich hatte, wie bereits erwähnt, fünf Jahre während meines Studiums in Thüringen verbracht und bin während meines Trainings viele Kilometer auf Ski im Wald gelaufen.
Am Abend unterhielten wir uns im Atelier über ihre Arbeit und ich entwickelte meine Ideen.
Wenn man in das Atelier kam spürte man einen angenehmen Geruch nach Farben, der mich immer schon inspiriert hatte.
Nach einigen Gläsern Rotwein waren wir uns einig. Das „Thüringer Atelier“ für Porzellanmalerei war geboren. Ich übernahm den Vertrieb auf selbständiger Basis.
Wieder zu Hause in Berlin angekommen, war am nächsten Tag der erste Weg zum Gewerbeamt, um meine Selbständigkeit anzumelden. Es waren eine Reihe von Formalitäten zu erledigen. Da ich aber den Umgang mit Papier gewöhnt war, wurde auch diese Hürde schnell überwunden.
Jetzt war ich selbständiger Unternehmer und nicht mehr von irgendwelchen Menschen abhängig, die mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.
Ich hatte eine Existenz gegründet und war im Kapitalismus angekommen.
Fortsetzung folgt)